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Kostas und Ioanna - alternativer Anfang

Die Geschichte von Kostas und Ioanna, wie sie bei Alea Libris zu finden ist, musste gekürzt werden. Eigentlich beginnt die Geschichte mit einer Begegnung zwischen Ioanna und ihrem Vater, der sie und ihre Mutter verließ, als sie ein Baby war:
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Es war kalt und es regnete. Ein älterer Mann hetzte über die Straße unter ein einladendes Vordach. Er hielt kurz inne, spürte, wie sein Herz sich überschlug, atmete einmal tief ein und wieder aus. Entschlossen betrat er ein Restaurant. Es war zehn nach acht. Die Empfangsdame kam auf ihn zu, wünschte ihm einen guten Abend und fragte, ob er reserviert hätte.
„Guten Abend, ja, auf den Namen Papadakis, Nikolaos Papadakis. Ist die junge Dame schon da? Ich habe mich etwas verspätet.“
Die Empfangsdame blätterte in ihrem Buch und sagte:
„Ah ja, hier, Papadakis, ein Tisch für zwei Personen, 20 Uhr. Die Dame hat bereits einen Wein gewählt.“
Nikolaos wurde zu seinem Tisch geführt. Sie saß mit dem Rücken zu ihm und stellte ihr Glas gerade ab. Dann schaute sie auf ihre Armbanduhr, sah sich kurz um. Ihr Blick blieb an ihm hängen, der jetzt an dem gemeinsamen Tisch stand. Er lächelte und stammelte:
„Hallo, Ioanna... bitte – entschuldige... die Verspätung.“
Ioanna nickte kurz, wies mit der Hand zum freien Platz gegenüber und antwortete:
„Was machen die zehn Minuten nach so vielen Jahren schon noch aus, Vater.“
Nikolaos nahm Platz und betrachtete seine Tochter, während er nichts zu erwidern wagte und die Lippen zusammenpresste. Eine höchst unangenehme Situation, die ihm, dem erfolgreichen Investmentbanker, gänzlich unbekannt war. Doch er musste sie wohl durchstehen, wenn er sein großes Versäumnis wenigstens etwas wieder gut machen wollte. Nach der Diagnose hatte der Arzt gefragt, ob er Familie hätte, die ihn in seinen letzten Monaten (mit Glück: seinem letzten Jahr) begleiten würde. Da hatte Nikolaos gestutzt und mit schlechtem Gewissen nach langer Zeit wieder an Ioanna und ihre Mutter gedacht. Und als er erfahren hatte, dass diese tot war, hatte er seine Tochter gefunden und um ein Treffen gebeten. Hier waren sie nun, und er konnte Ioannas Blick nicht deuten. Sie sah ihn einfach an; ob Freude oder Wut sie beherrschte, konnte er nicht sagen. Ihre Äußerung ließ ihn jedoch nichts Positives hoffen. Diese Dreißigjährige, die dort saß, war seine Tochter! Einmal hatte er sie auf dem Arm getragen, bevor er gegangen war. So viel Zeit war vergangen. Sie hatte langes schwarzes Haar, das sie offen auf ihre schmalen Schultern fallen ließ. Dazu trug sie ein schlichtes schwarzes T-Shirt. Nikolaos lächelte nervös und sagte:
„Ich danke dir, dass du gekommen bist.“ Dabei näherten sich seine Finger ihrer Hand, die auf dem Tisch lag.
„Und ich frage mich, was du nach all den Jahren von mir willst“, entgegnete sie kühl und nahm ihre Hand weg. Nikolaos begriff, dass sie wohl nicht an einem langen Vater-Tochter-Kennlerngespräch interessiert war, und beschloss, es ihr sofort zu sagen.
„Ich... bin krank, sehr krank. Krebs im Endstadium. Ich dachte, wenn –“
„Was dachtest du!?“, erhob Ioanna plötzlich ihre Stimme und beugte sich zu ihm vor. „Dass, wenn du mir sagst, dass du bald stirbst, ich dich in den Arm nehme und beschließe, bei dir zu sein, wenn du abkratzt?“
Ioanna lehnte sich zurück und betrachtete genüsslich den entsetzten Blick ihres Vaters. Sie nahm ihren Wein und trank, während ihr Gegenüber innerhalb von Sekunden alterte. Doch er begann nochmal:
„Ich bereue, was ich getan habe, glaub mir. Doch ich hatte Gründe, die mir damals richtig erschienen.“
„Hm“, machte sie, „das interessiert mich einen Scheiß. Ich kenne dich nur von ein paar Fotos, und wenn Mama was von dir erzählt hat, dann war das selten gut. Ich brauche keinen Vater, ich will keinen Vater, und du bist ein Fremder für mich, kapiert? Ich wollte, dass du das weißt.“
Mit diesen Worten, dieser Abrechnung, ließ Ioanna ihren Vater sitzen und verließ das Restaurant. Nikolaos Papadakis blieb noch eine Stunde sitzen und starrte abwechselnd in die Kerzenflamme und auf die Flasche Wein, den Ioanna getrunken hatte. Ein teurer – wenigstens hatte er ihr ein einziges Mal etwas Gutes getan.
„Nun lass den Kopf mal nicht hängen, mein Lieber“, hörte er irgendwann hinter sich eine Frauenstimme, die frisch und unbekümmert klang. „Wie sagt man doch: Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich ein Fenster!“
Nikolaos wandte den Kopf und blickte in ein lächelndes Gesicht, umrahmt von strohblonden Zöpfen. Die Augen der Frau waren hellgrün und blaugesprenkelt. Er zwinkerte ein paarmal seine Tränen weg und bat sie zu sich an den Tisch, da sie ebenfalls alleine war.
„Weißt du“, begann sie, „ich habe heute schon so viel geredet, mein Mund ist ganz trocken.“
„Ach, selbstverständlich“, sagte Nikolaos und orderte ein neues Glas für seine neue Bekanntschaft. Dann stellte er sich vor.
„Ich weiß, Nikolaos. Und gerade ist Ioanna abgerauscht, deine Tochter, die du nach dreißig Jahren kennen gelernt hast. Alle Achtung“, entgegnete die Frau und sprach eilig weiter, „ach ja, und ich heiße Ate.“
„Woher weißt du das alles?“ fragte er.
„Das ist doch nicht wichtig“, gab Ate zurück, „viel wichtiger ist, wie du dieses Dilemma ein wenig besser machen kannst. Oder?“
Nikolaos schwieg. Was konnte er denn noch tun? Seine Tochter hatte ihm unmissverständlich klargemacht, was sie von ihm hielt und dass sie ihn nicht brauchte.
„Ja, natürlich, aber ich kann nichts tun.“
„Wirklich? Hast du nicht mit Geld zu tun? Mit viel, viel Geld?“, zwinkerte sie.
In Nikolaos reifte eine Idee heran, während Ate bei ihm saß, den Wein austrank und ab und zu seinen Gedanken ein weiterführendes Stichwort gab. Er würde ein paar Geschäfte machen, er würde ein kleines Vermögen anhäufen und seiner Tochter vermachen, ohne dass sie es zu ihm zurückverfolgen könnte. Eilig verließ er das Restaurant, murmelte Ate ein „Danke!“ zu und zog sein Telefon aus dem Jackett. Es gab viel zu tun in den nächsten Wochen, und er musste sich beeilen, bevor es zu spät für ihn war.
Ioanna ging mit schnellen Schritten die Straße entlang.

(c) HV
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Hier setzt dann die Alea-Libris-Version der Geschichte ein...

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